Die Tücken des Lebens


Die Show ist aus

Der Vorhang fällt, das Licht geht aus -, zuende ist die Show;
das Publikum will jetzt nach Haus, sie alle sind recht froh.

Man hat gelacht, sogar geweint -, der Abend, - wirklich schön;
manchmal geschwebt und auch geträumt -, doch jetzt muß jeder gehen.

Auch Artisten dürfen gehen -, er legt die Perücke ab;
tritt zum Spiegel und muß sehen, nichts war echt, - nicht mal der Bart.

Gut bemalt war sein Gesicht -, doch jetzt wird abgeschminkt;
wer ihn jetzt sieht, der glaubt es nicht, wie "echt" Artisten sind.

Abgeschminkt geht er nach Haus -, demaskiert, - ohne Farbe;
jetzt tritt er aus dem Dunkeln raus, schon sieht man seine Narbe.

Verdeckt war sie mit Glimmerschein -, niemand sollte sie sehen;
was nicht sein darf, das darf nicht sein -, denn die Show muß gut gehen.

Man retuschiert, - gut aufgemacht, das Publikum will Freude;
es darf nicht sehn was traurig macht, dafür bezahl'n die Leute.

Der Mensch lebt oft mit Illusion, will den Alltag vergessen;
die Wirklichkeit?, wer will sie schon?, sucht Freude wie besessen.

Drum lege deinen Glimmer ab, schau dem Leben ins Gesicht;
die Wahrheit kommt dann an den Tag, du siehst, so lebt man nicht.

Kulissen, Masken, - Glimmerwelt, Theater ist kein Leben;
wer Wahrheit sucht, hat gut gewählt, Gott wird ihm Gnade geben.


„Wogegen“ kontra „Wofür“

„Welche Werte wollen wir verteidigen? Die meisten Bürger wissen wogegen sie sind: Fundamentalismus, Islamismus, Terrorismus, Fanatismus. Aber fragen wir einmal, wofür wir eigentlich sind und welche Werte es lohnt, verteidigt zu werden, da ist das Schweigen im Walde.“

Peter Hahne


Der alte Mann

Der alte Mann hat viel erlebt, sagt, zu schlecht die Menschen sind;
jeder mit Lügen schwanger geht, Alt und Jung, - und selbst das Kind.

Es ekelt ihn, das Maß ist voll, der Menschheit er den Rücken kehrt;
fragt sich wohin das führen soll, täglich sich das Unrecht mehrt.

So zog er fort, ging in den Wald, wollte ganz alleine sein;
Reh und Hirsche kamen bald, nur sie konnten ihn erfreu'n.

Hier lebte er den ganzen Tag, abgeschieden von der Welt;
tat nur Dinge, die er gern mag, Reh und Hirsch ihm zugesellt.

Dann sagte er von Herzen froh: hier hat das Böse keinen Raum
und dachte fortan immer so; - saß zufrieden unterm Baum.

Nur manchmal schimpft er vor sich hin, regt sich auf über die Welt;
wo führt das nur noch einmal hin, alles dreht sich nur um's Geld.

Doch eines Tages fühlt der Mann, seine Zeit geht zuende;
die Ewigkeit jetzt zu ihm kam, da kam die große Wende.

Nahm eine Zwiebel in die Hand, entblättert ihre Schalen;
seinen Blick zu Gott gewandt, hört eine Stimme sagen:

Mit Schalen hast zu zugedeckt, was an Bosheit in dir ist;
dich haben Menschen abgeschreckt, denkst, daß du viel besser bist.

Was heute zählt, ist nur ein Kern, - deine Zwiebel hat ihn nicht;
der bösen Welt warst du zwar fern, du lebtest aber ohne mich.

Wer anderen mit Fingern droht, - ihnen schnell das Urteil spricht,
verdrängt nur seine eigne Not, da helfen auch die Schalen nicht.


Orientierungslos

„Der Trendforscher Mattias Horx spürt eine neue Autoritätssehnsucht bei Kindern und Jugendlichen: ,Viele Gewalt – und Verwahrlosungsprobleme hängen längst nicht mehr mit autoritären, schlagenden, sondern mit schwachen, abwesenden, weichen, konturlosen Vätern und Müttern zusammen, die nicht mehr in der Lage sind, Normen und Gesetze zu ersetzen, Orientierung zu bieten.‘
Peter Hahne


Instant

Instantsuppe, - auf die Schnelle - Instant heißt das Modewort;
jeder schwimmt auf dieser Welle, jeder will sein Glück - sofort.

Heute will ich Früchte pflücken - morgen erst? - ist viel zu spät;
heute will ich mich beglücken eh die Welt zugrunde geht.

Schnell Instantkaffee, Instanttee - für normales Leben keine Zeit;
haben will ich was ich seh', morgen erst? - viel zu weit.

Schnelle Autos, schnelle Liebe - Instant-Freundschaft - eins - zwei – drei,
wie ist der Blick mir heut so trübe, eh' was beginnt, schon ist es vorbei!

Keine Zeit mehr lang zu warten - langsam ist nicht produktiv;
immer Vollgas, immer starten, auch wenn was daneben lief.

Keine Zeit, mal nachzudenken, keine Kraft, sich umzudreh‘n;
keinen Mut, noch umzulenken, keinen Willen stillzusteh‘n.

Wer nur stoppt mir diesen Karren? - rasend geht die Fahrt begab,
zähle zu den größten Narren, wenn am Ende nur das Grab.

Herr, ich bete, weil ich denke, -Herr, du bist und schaust mir zu,
bitte meinen Wagen lenke, gib dem leeren Herzen Ruh.

Gib dem Leben eine Mitte, um die sich lieblich alles dreht,
Herr, gewähre meine Bitte eh die Fahrt zuende geht.

Nur Instantkaffee, Instanttee - bringt kein Glück auf lange Zeit,
jetzt versteh ich's weil ich seh' - ich lebe für die Ewigkeit.


Was bleibt?

„Wer den Sinn seines Lebens nicht außerhalb seines Daseins sucht, strebt nur kurzfristige Lösungen an. Ich kann Erfolg haben, viel Geld verdienen, Ruhm erlangen und vieles mehr. Bedenke aber nicht, dass es sich dabei nur um zeitliche Werte handelt, Werte, die ich eines Tages wieder aus den Händen legen muß.“
Rick Warren


Sperrmülltag

Alte Schränke, Sofas, Sessel, - heute ist der Sperrmülltag;
auch die Liege nicht vergessen - schmeiß hinaus, was niemand mag.

Die Räder - total verrostet - einstmals Opas ganzer Stolz,
hat ihn mal viel Geld gekostet - an die Straße heut, was soll's.

Waschmaschinen, Bügeleisen, - alles noch aus Omas Zeit -
tut man an die Straße schmeißen, weil es niemand mehr erfreut.

Sperrmülltage, ja sie müssen sein - zuviel Klamotten dort und hier;
füllen Garagen und das Heim - am Wohlstand ersticken wir.

Was man früher kostbar nannte, dafür man hart geschuftet -
viel bewundert von Verwandten - heut ab zur Straße gewuchtet.

Und wenn es dann erst dunkel ist kommen viele mit ihren Wagen,
man durchwühlt den ganzen Wohlstandsmist und er wird wieder aufgeladen.

Du, schau mal her, was ich hier fand -gebrauchen kann er sehr viel -
füllt dann sein Auto bis zum Rand und schmückt sein Heim mit diesem Müll.


Neue Randgruppe

„Was den Spaß bremst, muß weg, und seien es die einfachsten Regeln des Zusammenlebens.“

„Die Familie ist unter die Räder gekommen. Sie ist die eigentliche Randgruppe unserer Gesellschaft. ... Dabei werden wir uns alle noch nach Kindern sehnen, wenn uns erst mal bewusst geworden ist, welch hohen Preis die zunehmende Vergreisung unserer Gesellschaft hat.“

Peter Hahne


Der Bonsai

Ich bin ein Minibaum, - ein Zwerg, als Bonsai gut bekannt;
schon früh ging man bei mir ans Werk, schuf mich für die Fensterbank.

Man kürzte meine Wurzeln bald und schnitt die Zweige schlank;
sollt kein Baum sein wie im Wald, nur für die Fensterbank.

So lebe ich schon manches Jahr, auf die Fensterbank gestellt;
des Schöpfers Wille für mich war Früchte bringen -, ungezählt.

Sollt Schatten spenden, nützlich sein, ein Baum, der niemals wankt;
jetzt steh ich hier im schönen Heim, schmücke die Fensterbank.

Ich bin ein armer Minibaum, kein Mensch gibt einen Dank;
vorbei ist jetzt der schöne Traum auf dieser Fensterbank.

Die Frucht bleibt aus, der Schatten fehlt - und das ein Leben lang;
jetzt hat man mich hier hingestellt, auf diese Fensterbank.

Ich rate dir, sei auf der Hut, lass deine Wurzeln lang;
ertrag den Sturm, der tut dir gut - denk an die Fensterbank.

Sei tief gegründet in dem Herrn, bau‘ nicht dein Haus auf Sand;
sei willig nur und folg' ihm gern, denk an die Fensterbank.

Das Leben will oft grausam sein, habe Mut, stell' dich dem Kampf;
Gott hilft, du wirst der Sieger sein, denk an die Fensterbank.

Zuviel Bonsais, - nur als Zierde, verkümmert, ein Leben lang;
vielen sind sie eine Bürde -, verstaubt auf der Fensterbank.

So hocken sie, - kein Horizont, das Herz ist matt und krank;
kein Sonnenschein, kein Leben kommt von dieser Fensterbank.


Die Kinder

„Unsere Eltern waren von der Idee besessen, dass ihre Kinder es einmal besser haben sollen. So wurden ihnen alle Schwierigkeiten abgenommen und alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Was ist herangewachsen? Eine Generation, die es nie gelernt hat zu kämpfen, zu leiden zu verzichten.“
Rick Warren

„Kinder gelten bei uns inzwischen als unkalkulierbares Kostenrisiko. Sie sind eher Ausgabe als Aufgabe für Eltern und Familie. Wir verlängern krampfhaft unser Leben verspielen jedoch die Zukunft.“
Peter Hahne


Der Wortschatz

Die deutsche Sprache mich verwirrt, nehme schnell das Wörterbuch;
manch einer hat sich schon geirrt, weil er vorher nicht gesucht.

"Korona", "Koros" und "Korpus", - klar -, bei "K" es nur so hagelt;
"Korpus", - was ich so nicht sah -, ward an ein Kreuz genagelt.

Doch das sollte nicht alles sein, "Korpus" gehört auch zum Instrument;
damit die Geigen klingen fein, einen Teil man "Korpus" nennt.

Auch Richter kennen "Korpus" wohl, ein "delicti", sagt er dann;
es Mörder überführen soll, dann ist schuldig dieser Mann.

So gibt es viele Wörter unter "K", - unsere Sprache ist so mächtig,
das meiste wir vergessen zwar, so ist der Wortschatz schmächtig.

Ob "Kotau", "Kote", "Kotelett", - ich fühle mich unterlegen;
nehme das Lexikon mit ins Bett, muß meinen Wortschatz pflegen.

Dann finde ich unter "Kritikus" eine Spezies übler Art,
die zu allem etwas sagen muß, auch wenn sie keine Ahnung hat.

Kritik, kritisch, kritisieren, - kommt von der schwarze Brille;
wo andere sich amüsieren, spuckt Galle sie, in Fülle.

So könnte ich grad' weitergehen, fast 1000 Seiten hat mein Buch;
immer wieder müsst ich sehen, zu kurz war wohl der Schulbesuch.


Die Pusteblume

Kaum geblüht und schon verwelkt, steht meine Pusteblume heut im Garten. Dann hab ich mir die Frage gestellt, worauf wir eigentlich warten.

Wir bauen uns ein Himmelreich mit großer Mühe und ganz viel Geld.
Ist das Leben nicht der Blume gleich, die heute blüht und morgen welkt?

Wir schließen die Augen - ganz toll: Was nicht sein darf, darf nicht sein!
Wir wühlen weiter, stopfen die uns Taschen voll und möchten gar nicht anders sein.

Doch das weiß schon jedes Kind, das Wetter wechselt ab und zu,
dann bläst für dich ein kühler Wind und dein zartes Glück verweht im Nu.

Mit leeren Händen erscheinst du dann vor dem, der dir das Leben gab.
Dann endet jeder kühne Wahn, auch wenn du längst schon liegst im Grab.

Dann zählen Werte, die nie vergehen - Werte aus Liebe einst getan.
Diese Blume blüht dann ewig schön, das ist Himmel - fang heute an.


Welches Fundament?

„Viele unserer Schwierigkeiten rühren daher, dass unsere Entscheidungen kein gesundes Fundament haben.“

„Wir gründen sie auf die Allgemeinheit: Alle machen es so.
Wir gründen sie auf Traditionen: Wir haben es immer so gemacht.
Wir gründen sie auf den Verstand: Es hört sich so logisch an.
Wir gründen sie auf unseren Gefühlen: Es fühlt sich gut an.
Wir gründen sie auf Furcht: Was werden die Menschen sagen.
Wir gründen sie auf falsche Informationen: Man hat gesagt.“

Rick Warren


In der Kirche

In dieser Kirche sitze ich nun und weiß nicht mal warum;
hier gibt es nichts für mich zu tun, dafür bin ich zu dumm.

So lehne ich mich weit zurück - oh, meine Bank sie knarrt;
nach vorne richte ich den Blick, ob man mich heute narrt?

Jetzt tönt die Orgel mit Gebraus, ihr Klang erfüllt den Raum;
das ist ein echter Diskoschmaus, doch singen hört man kaum.

Ich seh' das fromme Publikum - sicher aus dem Altersheim;
ich schaue mich im Kreise um und fühle mich so allein.

Der Herr da vorne - ganz in Schwarz, jetzt ist wohl seine Nummer dran;
sehr würdevoll, es war kein Scherz - fängt nun zu sprechen an.

„So spricht der Herr, der jeden kennt, gewartet hab ich lang auf dich;
wer mich verlässt, der hat gepennt!“ - Das Wort ins Herz mir sticht.

„Du fühlst dich zwar am Rande steh'n, Kirche ist nicht deine Welt;
doch ich hab dich schon lang geseh'n, heut dich vor die Wahl gestellt.

Rufe mich an und komm nach Haus, ich schenke dir mein Heil;
sonst ist es einmal mit dir aus, Finsternis ist dann dein Teil. –

Ich bin entsetzt und schau mich um, wen meint der Schwarze wohl?
Der redet packend - gar nicht dumm. Was er sagt, klingt nicht hohl.

„Ich meine dich, junger Mann,“ - schaut mich an mit festem Blick;
jetzt ist deine Nummer dran: Komm heute noch zu Gott zurück.

Das hier ist kein Altersheim, was hier geschieht auch keine Show;
Gott spricht dir tief ins Herz hinein, nur Jesus macht dich froh.“


Die Bergpredigt

„Als ich begann die Bergpredigt zu lesen bekam ich den Eindruck, die Bergpredigt hat schon lange auf mich gewartet. Ich bin kein Theologe, aber als politischer Journalist ein theologisch interessierter Nichttheologe. Die Bergpredigt sagt, wie Christen sein sollten, wenn sie Christen sind. Mein Interesse an der Bergpredigt ist nicht akademisch, sondern existentiell. Es gibt keine größere Macht als die einer zeitgemäßen Idee.“
Franz Alt