Dem Leben über die Schulter geschaut

Der Mensch auf der Suche
Wo komm ich her, wo geh ich hin, wozu auf dieser Welt?
auch Fragen, wer ich bin, haben viele schon gestellt.
Ich greife nach dem Wörterbuch, wollte den Menschen finden;
vergeblich hab ich nicht gesucht, die Sinne taten schwinden.
Der Mensch wird "Anthropos" genannt, geht auf zwei Beinen, die er hat;
als "Homo sapiens" auch bekannt, weil Vernunft ihn reich begabt.
Als "Homo oekonomicus" pflanzt Gärten er und Bäume,
damit er nicht verhungern muß baut er auch eine Scheune.
Von allen Kreaturen auf der Welt ist er das schwächste Wesen;
grad' geboren - schon vieles fehlt - Ohnmacht kann man lesen.
Kann weinen nur, hat keinen Zahn,ist nackt und muß sich winden;
und nimmt man sich nicht seiner an die Kräfte ihm dann schwinden.
Die erste Regung einer Kraft - seht, auf Vieren kriecht er jetzt;
zum Gehen hat er's nicht geschafft, das hat meinen Stolz verletzt.
Ich seh’ das Huhn - ach, so klein - kaum geschlüpft aus einem Ei
sucht seine Nahrung sich ganz allein, läuft umher, als wenn nichts sei.
Ist nicht nackt wie Menschen sind, es trägt ein weiches Daunenkleid;
bekleidet ist's wie alle Tiere sind, - jetzt tut der Mensch mir wirklich leid.
Wo komm ich her, wo geh ich hin? - diese Frage bleibt aktuell, brisant.
Gott gab dem Leben einen Sinn, hat mich sogar sein Kind genannt.
So schuf er mich nach einem Plan - begabt mit Geist, Verstand und Sinn.
Gab mir ein Herz, das beten kann, damit ich hier nicht zu Hause bin.
Hilf mir aus der Enge
Kleine Herzen stets verzagen, Enge tötet ihren Geist;
kleine Herzen, die nichts wagen, weil zu hoch für sie der Preis.
Kleine Herzen die sich plagen mit Gedanken, - ohne Raum;
kleiner Glaube - schwach zum Tragen, hocken ängstlich unterm Baum.
Kleine Herzen, - mich drückt der Magen, weil die Furcht stets im Visier;
kleine Herzen, - voller Klagen, für Gottes Geist ist kein Gespür.
Ständig Angst vor neuen Wegen, kleine Herzen – ach, so klein;
Furcht, die Erde könnte beben, Furcht davor, mal groß zu sein.
Kleine Welten - hohe Mauern, täglich scharren wie ein Huhn;
in der Ecke sie stets kauern, keinen Mut, etwas zu tun.
Berge, die sich hoch auftürmen sind so hoch, weil sie zu klein;
Wellen, die ihr Schiff bestürmen, decken es mit Fluten ein.
Zeitlos?
„Fast
alle unsere Fragen stellen unsere Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Was
soll aus mir einmal werden? Was will ich erreichen? Wie wird es mir
ergehen? Wie sieht meine Zukunft aus? Alle diese Fragen geben zu
erkennen, dass wir unser Glück auf unser zeitliches Leben beschränken.“
Rick Warren
War er ein Gott oder ein Teufel?
Ein Adler, sonst stets gut aufgelegt, voll Elan und guter Dinge -,
kommt heut erschüttert angeschwebt, voll Entsetzen seine Sinne.
Am Adlerhorst hockte seine Frau - besorgt, betrachtend sein Gesicht;
sie kannte ihren Mann zu genau -, irgend etwas gefällt ihm nicht.
Sag, mein Mann - ist heute was passiert, ein Unglück, ein Skandal -?
Ich seh', etwas Schlimmes dich berührt?, sag' es noch dieses Mal.
Ein Unglück, - was soll ich dir sagen, ein Skandal?, - ich weiß es nicht;
muß heute den Psychiater fragen, glaube, bei mir stimmt was nicht.
Im Baume hockt’ ich ahnungslos, da trat ein Tier aus dem Gebüsch;
es war nicht zu klein, - nicht zu groß, mein Gefühl war schon gemischt.
Ein solches Tier ich nirgends sah, es trug kein Fell, kein Federkleid;
mein Herz erbebte, - mir unwohl war, ein Tier wie keines, weit und breit.
Ich sprach, - wer bist denn du, hast du ein Nest, - lebst du im Bau?,
wohin legst du dich des Nachts zur Ruh, hast Kinder du und eine Frau?
Da schaute mich dieses Wesen an, die Augen klug und voller Licht;
öffnet den Mund und sagte dann: schau mich an, - niemand ist wie ich.
Ich kann springen wie ein Känguru, klettern wie Affen, hin und her;
sogar fliegen hoch wie du und schwimmen, wie ein Fisch im Meer.
Ich kann singen wie die Nachtigall, auch brüllen wie ein Stier;
kann stehlen, töten – überall, lieben und hassen und noch viel mehr.
Die Frau, bis dahin gut zugehört, erhebt empört die Stimme laut:
Sicher war's ein Gott, der sich empört, oder ein Teufel, weil er klaut.
Er: Kann so böse der Teufel sein? Treibe bitte keinen Spott;
ich schaut ihm in die Augen rein und dachte, er sei ein Gott.
Sie: Nimm dich in Acht vor diesem Tier, gefährlich ist wer alles kann;
flieg' nie mehr fort bleibe hier, sonst wirst du krank, mein lieber Mann.
Frust
„Die
häufigste Ursache zur Frustration ist nicht in den Umständen zu finden,
die das Leben mit sich bringt, auch nicht in den Herausforderungen, die
es uns zu Füßen legt, sondern in der Sinnlosigkeit des Lebens als
Ganzes.“
Rick Warren
Kennst du ihn?
Wer ist der Fürst, der Lüge liebt, der Wahrheit seine Feinde nennt;
der Zuckerbrot und Peitsche gibt, der Mauern baut, die Völker trennt?
Wer ist der Fürst, der schützen will und drohend sagt: ich liebe dich! -
Der mundtot macht und sagt: sei still, sonst kommst du vor das Volksgericht.
Wer ist der Fürst, der Frieden sagt und Waffen schmiedet mit Gewalt;
der Haß verbreitet, Menschen plagt, dem Himmel seine Fäuste ballt?
Wer ist der Fürst, der Menschen ehrt die Blut vergießen - jederzeit; -
der Orden gibt und sie belehrt, Unrecht diene der Gerechtigkeit!
Wer ist der Fürst, der Bruder sagt und trägt die Waffe in der Hand;
der dich umarmt, die andern plagt, der Hunde hetzt und stiehlt das Land?
Lass deine Augen offen sein, der Mörder geht durch unser Land;
der Unrecht liebt und kann sich freu’n, will töten dich mit seiner Hand.
Sinn
„Hoffnung
ist für unser Leben ebenso wichtig wie Wasser, Licht und Luft. Haben
wir keine Hoffnung, die über den Tod hinausgeht, irren wir durchs Leben
und vertreiben unsere Zeit mit Dingen, die nur vom wahren Ziel ablenken
wollen.“
„Die größte Tragödie im Leben ist nicht der Tod, sondern
ein Leben ohne Sinn und Ziel. Dann kommen wir auf der anderen Seite an
ohne je gestartet zu sein.“
„Du hast das Gefühl im Dunkeln zu
stehen und machst dir Gedanken über den wahren Sinn des Lebens?
Herzlichen Glückwunsch, du bist auf dem Weg Gott zu finden.“
Rick Warren
Zwei Seelen
Ich hab zwei Seelen in der Brust, die stehen stets im Streit;
die eine badet sich in Lust, die andre will Enthaltsamkeit.
Ich hab 'ne Meinung, - ganz für mich, die sage ich nur Freunden;
doch öffentlich - ich trau mich nicht, ich finde das zum Heulen.
Ich hab zwei Glauben stets bereit, ganz so, wie es mir gefällt;
der eine gilt der Ewigkeit, der andre glaubt an Geld.
Ich hab zwei Urteile parat über Menschen - nach Bedarf;
wenn's Vorteil bringt, üb' ich Verrat, sonst sage ich, du bist brav.
Ich geh die Wege wie sie sind, den schmalen und den breiten;
ich häng' die Fahne nach dem Wind, flexibel, nach allen Seiten.
Geteilte Menschen nennt man das, geteilt bis in die Seele;
gespalten beißen sie ins Gras, erwachen in der Hölle.
Ich bin ein Schurke - ungehemmt, - man kann mit mir nicht rechnen;
ich folge stets dem neusten Trend, bereit, mein Wort zu brechen.
Wer heilt mir die Zerrissenheit, wer macht mich wie aus einem Stück?,
gib Jesus die Gelegenheit, gib ihm dein Herz zurück.
Dann wirst du heil, treu, ungeteilt, innen stark, - von Gott geehrt;
nur das zählt für die Ewigkeit, das macht ein Leben lebenswert.
Religion und Politik
„Humanismus,
Religion, Politik und psychische Entwicklung sind nicht voneinander zu
trennen. Unsere religiöse, private und politische Existenz ist eine
Einheit. Menschsein heißt Individuum (unteilbar). Die Trennung von
Religion und Politik hat die Menschen gespalten in religiös oder
politisch, in fromm oder gescheit, in christlich fühlen oder
materialistisch handeln, in theologisch oder philosophisch, in
spirituell oder technisch. Die Konsequenz dieser Spaltung heißt
liturgische Sonntagskirche auf der einen Seite und religionsloser
Werktag auf der anderen.“
Franz Alt
Kinder dieser Zeit
Bei uns da glaubt kein Mensch an Gott, das nennen wir gescheit;
doch in uns brennt die Not, - sind Kinder dieser Zeit.
Wir haben uns daran gewöhnt Gewalt zu sehn und Leid;
Horror und Krimis - auch ganz schön, - sind Kinder dieser Zeit.
Mein Vater seine Frau betrügt, die Ehe geht zu zweit;
ich lerne, wie man einfach lügt, - sind Kinder dieser Zeit.
Die Mutter trinkt oft Alkohol, für mich hat sie nie Zeit;
Ich fühle mich zu Haus nicht wohl, - sind Kinder dieser Zeit.
Ihr meidet euch und streitet hart und niemand tut es leid;
wir kommen ganz nach eurer Art, - sind Kinder dieser Zeit.
Bei euch zählt Wohlstand und das Geld, erfüllt seid ihr mit Neid;
wir lernen nur was bei euch zählt, - sind Kinder dieser Zeit.
Weil ihr euch keine Mühe gebt, ihr seid wohl nicht gescheit;
die Familie auseinander geht, - sind Kinder dieser Zeit.
Ich rauche schon und trinke auch, die Eltern tun's zu zweit;
auch ich schon eine Menge sauf, - sind Kinder dieser Zeit.
So schlagen wir auch kräftig zu, wir mögen gerne Streit;
sind rastlos, haben keine Ruh, - sind Kinder dieser Zeit.
Wir haben uns daran gewöhnt, wie man nach Liebe schreit;
doch Treue ist bei uns verpönt, - sind Kinder dieser Zeit.
Wir sind die Kinder dieser Zeit, die Ernte eurer Saat;
tun offen was ihr heimlich seid, für uns sorgt schon der Staat.
Erziehung
„70
Prozent der Deutschen wollen, dass die Lehrer unserer Kinder wieder zu
mehr Leistung, Disziplin und Ehrgeiz erziehen. Aber wo verbringen denn
der Nachwuchs die meiste Zeit? Zu Hause! 90 Prozent aller Erziehung
findet immer noch in der Familie statt. Oder sollte man nicht besser
sagen: Vor der Glotze, am Computer.“
„Immer mehr Eltern geben
ihre Erziehungsauftrag an die Schulen ab“ An die Ausbilder, die Meister
... Die sollen richten, was wir zu Hause nicht schaffen.“
Peter Hahne
Der Professor
Ein Biologe, - hochbegabt, wohl sympathisch und sehr nett -
die Wissenschaft ihm Preise gab - vieles hat er schon entdeckt.
Da sprach der Herr, der kluge Mann: die Wissenschaft ist weise -,
die Forschung kommt jetzt gut voran, - zu den Studenten leise.
Ab morgen sind wir Gott, - vielleicht! - spalten nicht Atome nur,
wir klonen Schafe auch zugleich und sind dem Leben auf der Spur.
Wir suchen und forschen weiter, bis wir einst ganz oben sind,
höher steigen auf der Leiter - dann wir selber Götter sind.
Das sagte er - war hoch erfreut - es raubt ihm fast die Sinne.
Wir stehen vor der Machbarkeit des Lebens und aller Dinge.
Wir, die Herrscher - auserkoren, akzeptiert von jedem schon,
In Tempeln, aus Dummheit einst geboren steht bald für uns ein Thron.
Ein Student der gut hat zugehört, stand jetzt auf und sagte dann:
die Wissenschaft hat Sie betört, sagen Sie, wo fing das Leben an?
Alles was Sie heut entdecken war schon, noch ehe Sie gedacht.
Wette heute tausend Wetten, es ist Gott, der alles macht!
Streben
„Das
Streben nach materiellen Dingen ist der Wunsch besitzen zu dürfen in
der Hoffnung, dadurch Sicherheit, Glück und Anerkennung zu finden. Er
gleicht jemandem, der einen Vogel fangen will, der hoch auf dem Baum
sitzt. Kaum greift er nach ihm, fliegt er zum nächsten Baum.“
Rick Warren
Wogegen, wofür?
„Welche
Werte wollen wir verteidigen? Die meisten Bürger wissen wogegen sie
sind: Fundamentalismus, Islamismus, Terrorismus, Fanatismus. Aber fragen
wir einmal, wofür wir eigentlich sind und welche Werte es lohnt,
verteidigt zu werden, da ist das Schweigen im Walde.“
Peter Hahne

Die Raupe und das Huhn
Eine Raupe sitzt am Blatt und frisst und frisst -
das sieht ein armes Huhn, sichtlich erschrocken -
so ein Dasein sicherlich kein Leben ist,
als den ganzen Tag am Kohlkopf hocken.
Was für ein Leben, - immer kriechen, fressen,
- so sprach das Huhn, ziemlich erhaben - hohl;
ein solches Leben ist zum Vergessen,
keine Abwechslung, - als immer wieder Kohl.
Die Raupe nun, zwar ein wenig benommen,
erhebt jetzt kühn ihr Haupt und wird ganz Ohr,
warte ab, bis meine Zeit ist gekommen,
dann hab ich Flügel und schwinge mich empor.
Während du im Kochtopf schwimmst - abgebrüht,
dann jedoch ist dein Leben wohl zuende;
während ich froh der Sonne entgegen flieg’,
das ist meine Zeit, - die Zeit der großen Wende.
Richtung
„Wer
seinem Leben kein höheres Ziel gibt als nur zu arbeiten und zu
konsumieren, muß sich nicht wundern, wenn er dauernd die Richtung
wechselt. Stets muß es etwas Neues sein.“
Rick Warren
Politik und Theologie
„Politik
ohne Theologie ist absurd. Alles, was mit Moral und Menschlichkeit
zusammenhängt, geht auf die biblische Botschaft zurück. Und die
Rebellion der Jugend ist eine unbewusste Verzweiflung, hinter der die
ungestillte religiöse Sehnsucht steht.“
Peter Hahne / Max Horkheimer